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Auszug - Ursula-Barth-Stiftung-Familienhaus  

 
 
Sitzung des Ausschusses für Soziales und Sport
TOP: Ö 1
Gremium: Ausschuss für Soziales und Sport1 Beschlussart: (offen)
Datum: Mi, 20.07.2011 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 17:00 - 20:00 Anlass: Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

 

Herr Kronenberg führt den nächsten Tagesordnungspunkt an: das Familienhaus der Ursula-Barth-Stiftung

(Anlage)

 

Er begrüßt die Gäste Frau Kohl, Frau Stieler, Herrn Liebmann und Herrn Will mit den Worten, dass diese Einrichtung ein Gewinn für Waldbröl und seine Bürger sei.

 

Herr Christian Will stellt sich vor. Er ist von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Rhein Oberberg, welche mit rund 1.200 Mitarbeitern einen Bereich von Leichlingen bis Morsbach abdeckt, unter anderem auch Waldbröl. Die AWO betreibe zurzeit hier fünf Tageseinrichtungen und stelle hierdurch ca. 140 Arbeitsplätze bereit.

 

Frau Stieler stellt sich vor. Als Geschäftsführerin des „Sommerberg“, dessen Hauptgesellschafter der Bezirksverband Mittelrhein ist, biete ihre Einrichtung Hilfe zur Erziehung, Eingliederungshilfe (geistige und psychische Behinderungen/Erkrankungen), familiäre Gerichtshilfe (begleiteter Umgang, Vormundschaften) und weitere Dienstleistungen aus den Bereichen Familie, Schule, Nachbarschaft, Eltern u.ä. an. Darunter fänden sich sowohl stationäre als auch ambulante Angebote, welche die ca. 400 Mitarbeiter in einem Einzugsgebiet von Gummersbach bis Düren flexibel nach den jeweiligen Bedarfen vor Ort mit unterschiedlichen Partnern (z.B. Jugendamt) wahrnehmen.

 

Zur Entstehung des Konzeptes erklärt Frau Stieler, dass Vertreter der Ursula-Barth-Stiftung zusammen mit dem Jugendamt und dem Sommerberg ein solches erarbeiteten. Man wollte den hiesigen Bedarf feststellen und hat in etwas über einem Jahr die Eckpfeiler dieses Konzeptes festgesetzt. Ein Bauantrag (auf Um- und Neubau) sei bereits gestellt. Es wird auf die Tischvorlage verwiesen (Hausansichten).

 

Da das o.g. Gebäude auf der Kaiserstraße schon recht alt sei, werden die angestrebten Sanierungsmaßnahmen (u.a. Rohrsysteme, Zuwegungen) kostspielig. Die Stiftung werde 1,2 Mio. € bis 1,3 Mio. € Investitionsvolumen bereitstellen. Auch der Sommerberg werde einen Teil beisteuern.

 

Herr Liebmann beschreibt das Konzept als ein „Haus der Vielfalt“. Er erläutert die unterschiedlichen angedachten Angebote und Wohnformen, welche (mithilfe der farbigen Tischvorlage „Flexible Hilfen und Wohnformen“) besprochen werden. Das Haus soll einen präventiven Charakter annehmen und dazu beitragen, familiäre Situationen noch vor Ausbruch einer wie auch immer gearteten Notlage zu entschärfen. Der Leitgedanke sei geprägt durch das Einfügen der Einrichtung in die jeweilige Trägerlandschaft (den Sozialraum Waldbröl). Man lege insbesondere Wert auf die Förderung des Ehrenamtes. Frau Stieler führt aus, dass das Gebäude der Stadt Waldbröl von der Stiftung kostenlos zur Verfügung gestellt werde. Herr Koester betont, dass mit dieser Einrichtung etwas Besonderes entstehe. Dies sei ein guter Tag für Waldbröl, da sowohl die Sanierung des Krankenhauses als auch die Einrichtung des besagten „Haus der Vielfalt“ äußerst positive Auswirkungen für Waldbröl und seine Bürger habe.

 

Frau Kohl stellt sich vor. Sie ist Jugendhilfeplanerin des Kreisjugendamts (OBK). Dort nehme man auch Aufgaben in den Bereichen Streetwork, Kindertagesgruppen u.ä. wahr. Sie lobt, dass das Jugendzentrum (JUBS), das Nachbarschaftsbüro, diverse Vereine u.v.m. bereits sehr viel in Waldbröl leisten, es bestünden jedoch noch immer einige Bedarfe unterschiedlichster Art auch im Sozialraum Reichshof/Morsbach. Das Konzept Familienhaus soll seine Personalkosten über das Kreisjugendamt laufen lassen. Es gebe unterschiedlichste Möglichkeiten der Ausgestaltung dieses Konzeptes, besonders hervorzuheben seien sog. Kriseninterventionsstellen, welche z.B. kurzfristige Hilfsangebote in Form von Übernachtungsmöglichkeiten oder Unterbringungen bereitstellen sollen. Das Konzept des Streetworkers sei ebenfalls angedacht.

 

Frau Stieler erklärt, dass man dies nicht als eine „Inobhutnahmestelle“ missverstehen dürfe. Vielmehr sei die Vorstellung von einer kurzfristigen Unterbringung, wenn dem/der Betroffenen ansonsten nur das „Schlafen unter der Brücke“ bliebe. Das klassische Haus für o.g. Inobhutnahme sei weiterhin das St. Josef Haus in Nümbrecht. Hier vor Ort solle auch kein entsprechender Notdienst stationiert werden.

 

Herr Weber ist von der Idee der Kriseninterventionsstelle überzeugt. Eine solche Stelle fehle auch hier, genauso wie ein „Heranwachsendenhaus“. Jedoch gäbe es bzgl. der anderen Ideen viele Überschneidungen zu bereits bestehenden Einrichtungen. Er fragt, inwieweit politische Gremien in die Entstehung dieses Konzeptes integriert waren. Es waren keine politischen Gremien beteiligt. Auch eine (hier fehlende) Fahrradwerkstatt sei nicht geplant.

 

Frau Stieler erklärt, dass die Ursula-Barth-Stiftung verschiedene Träger vor Ort bzgl. einer Kooperation angefragt habe, die AWO aber die einzig interessierte Einrichtung gewesen sei. Sie räumt ein, dass es in diversen Bereichen Überschneidungen gebe, man das Gesamtkonzept aber aus dem Blickwinkel „Hilfe zur Erziehung“ betrachten solle. Das hiesige Klientel neige zur Selbstausgrenzung. Aus dieser Betrachtungsweise heraus bestünden hier nur wenige Überschneidungen zu bestehenden Einrichtungen. Herr Liebmann ergänzt, dass das von ihm benannte Mütter-Café nur stellvertretend für diverse andere Ideen sei.

 

In bestimmten Bereichen bestehe ein Fachkräftegebot. Man greife auf eine Vielzahl sozial ausgerichteter Berufsgruppen zurück, darunter u.a. Sozial-, Heil- und Diplompädagogen. Bei Bildungs- und Begegnungsangeboten hingegen könnten Ehrenamtler eingesetzt werden. Frau Kirsch begrüßt das Konzept des Hauses. In ihrer 20-jährigen Arbeit in der Jugendbegegnungsstätte (JUBS) habe sie sich ebensolche Bausteine gewünscht. Ihrer Meinung nach fehlen Begegnungspunkte in der Innenstadt. Zudem sehe sie in einer möglichen Konkurrenzsituation keine Probleme, vielmehr befürwortet sie das Vorhaben ganz vehement.

 

Auf die Frage von Frau Block, ob sich die „flexiblen Dienste“ auf Honorarbasis abspielen würden antwortet Frau Kohl, dass die ambulante Familienhilfe acht eigene Mitarbeiter habe. Das Kreisgebiet umfasse ca. 160.000 Einwohner. Dass diese acht Mitarbeiter diese Zahl nicht abdecken könnten sei offensichtlich. Deshalb greife das Jugendamt hierfür üblicherweise auf Anbieter zurück (hier: der Sommerberg).

 

Herr Schumacher fragt, ob durch die geplante Einrichtung weitere Kosten, z.B. in Sinne der Kreisumlage, entstünden. Frau Kohl erläutert, dass dies nicht der Fall sei, denn im Budget der Kreisumlage seien diese Kosten bereits inbegriffen. Der Baustein Streetwork solle nach und nach in allen Kommunen des OBK eingerichtet werden. Tatsächlich werde er schon z.B. in Nümbrecht realisiert und sei auch in anderen Kommunen geplant. Auch ein Mutter-Kind-Haus fehle im OBK, das nächste befinde sich in Olpe. Herr Koester betont, dass Waldbröl seit Jahren für den Einsatz von Streetworkern kämpfe. Waldbröl habe nur eine geringe Jugendamtsumlage aufzuwenden, auch deshalb sei das Vorhaben außerordentlich zu fördern. Man sei sehr froh und darüber hinaus bereit, aus städtischen Mitteln (i.S.d. Umlage) hierfür zu leisten.

 

Auf die Frage von Herrn Conrad, ob zwischen der Stiftung und dem Sommerberg ein Vertrag bestehe, antwortet Frau Stieler, dass die Verträge grundsätzlich stehen würden und bloß noch eine steuerrechtliche Klärung bzgl. der Stiftung ausstehe. Die Unterzeichnung sei nur reine Formsache, der Vertrag aber in trockenen Tüchern.

 

Herr Schumacher fragt nach der Anzahl der Mitarbeiter für das Haus. Frau Stieler erklärt, dass man mit einem bestimmten Stellenschlüssel arbeite. Eine Festlegung sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, man schätze aber auf bis zu 10 MitarbeiterInnen (die Bildungs- und Begegnungsstätte nicht mitgezählt). Außerdem könnten div. Initiativen die Räumlichkeiten des Hauses nutzen, ggf. könne man einen Referenten einkaufen. Es müsste nicht hauptsächlich das Personal der Stiftung/der AWO verwendet werden.

 

Herr Baldamus fragt, auf welche Weise man bestimmte Familien dazu animieren könnte, sich in ein betreutes Wohnen zu begeben. Frau Stieler erklärt, der übliche Weg in das Haus sei von der Vermutung eines Bedarfs über die Feststellung durch das Jugendamt. Im Einzelfall müsse aber auch individuell entschieden werden, wenn eine Situation unmittelbar zu eskalieren drohe und daher keine Zeit für die Einschaltung des Jugendamtes bliebe.

 

Man lädt die Gäste als Partner in das „soziale Netzwerk“ ein. Frau Wagener erklärt sich bereit, alles Weitere diesbezüglich zu koordinieren.

 

Damit schließt Herr Kronenberg den Tagesordnungspunkt 1 ab, bedankt sich bei den Gästen Kohl, Liebmann, Stieler und Will und verabschiedet sie.