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Auszug - Besichtigung der Einrichtung Haus Segenborn, Diakonie Michaelshoven, Pulvermühle 1, 51545 Waldbröl - Vorstellung der Nahwärmeversorgung und des Blockheizkraftwerkes (BHKW); - Vorstellung des landwirtschaftlichen Betriebes und der Tierhaltung  

 
 
Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft, Umwelt und Energie
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Landwirtschaft, Umwelt und Energie1 Beschlussart: (offen)
Datum: Di, 02.09.2014 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 16:00 - 19:30 Anlass: Sitzung
Zusatz: Sitzungsort: Haus Segenborn, Diakonie Michaelshoven, Pulvermühle 1, 51545 Waldbröl Treffpunkt Ortsbesichtigung: Landwirtschaftlicher Betrieb Drinhausen in Bladersbach, Wiekertweg 2, 51545 Waldbröl
 
Wortprotokoll
Beschluss

 

Herr Schmidt begrüßt alle Anwesenden und beginnt mit einer kurzen Vorstellung der Einrichtung.

 

Das Haus Segenborn im Oberbergischen Kreis steht Männern und Frauen offen, deren Existenz ungesi­chert ist und die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind. Das Stammhaus verfügt über 65 Plätze in Wohn- und Appartementhäusern. Dort stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern 43 Einzel- und 11 Doppelzimmer sowie weiträumige Gemeinschafts­bereiche zur Verfügung. Es besteht die Möglichkeit zur Voll- und Selbstversorgung. Eine Außenwohngruppe mit weiteren fünf Plätzen für Männer gibt es in Benroth, eine zweite Außen­wohngruppe für sechs Frauen liegt in zentraler Lage in Waldbröl. Ziel des Hauses ist es, den Menschen wieder ein selbstständiges Leben zu ermöglichen. Dazu gehört nicht zuletzt die Rückkehr in die Berufstätigkeit, die die Unabhängigkeit und das Selbstwertgefühl steigert. Deshalb bekommen die Bewohner vor allem in dem Arbeitsbereich in der Landwirtschaft die Chance, berufliche Fähigkeiten zu trainieren und auszubauen.

 

Die Landwirtschaft hat schon lange Tradition im Haus Segenborn. Seit der Gründung 1927 spielt schon immer die Milchwirtschaft eine wichtige Rolle. Bis August letzten Jahres wurden 45 Milchkühe gehalten. Im Zusammenhang mit dem Strukturwandel in der  Landwirtschaft sowie wegen verschiedener Liegenschaften, die veraltet sind, muss es zu Investitionen kommen. Da die Kernaufgabe der Einrichtung aber nicht die Landwirtschaft, sondern die Versorgung und Betreuung der hilfebedürftigen Menschen ist, sind diese Investitionen nicht leistbar.

 

Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer und verschiedener Berater ist der Entschluss gefasst worden, nicht weiter zu expandieren, sondern zu schauen, wie der landwirtschaftliche Betrieb möglichst kostenneutral bewirtschaftet werden kann. Dementsprechend ist man zu dem Entschluss gekommen, die Milchwirtschaft aufzugeben und die Milchtankstelle still zu legen. Die Milchkuhherde wurde in eine  Mutterkuhherde, die 35 Tiere umfasst, umgewandelt. Zudem betreibt das Haus Segenborn seit einem Jahr eine Färsenaufzucht für einen privaten Landwirt aus Bierenbachtal. r den Landwirt werden ca. 30 Rinder, welche im Alter von 8-9 Monaten auf dem Hof kommen, bis zur Abkalbung großgezogen. Die Aufzucht wird mit einem Pro-Kopf-Entgelt entlohnt.

 

Mit dem Verkauf von Milch ist bislang jährlich ein Gewinn von 8.000,00 9.000,00 € erwirtschaftet worden. Jetzt, ohne die Milchwirtschaft, liegt der Gewinn nur noch bei ¼. Allerdings müssen die immensen Futterkosten nicht mehr gedeckt werden. Genauso haben sich die Personalkosten reduziert, da man vorher mehr Arbeitszeit benötigte, um die Tiere zu versorgen und zu melken. Mit einer normalen 39 Stunden-Woche der Angestellten war diese Arbeit nicht abzudecken. Die Umstellung auf eine Mutterkuhherde kommt vor allem auch den Bewohnern zugute, da ihre Bezugssozialarbeiter mehr Zeit für sie haben als zuvor.

 

Neben der Umstellung im landwirtschaftlichen Bereich ist auch eine in der energetischen Versorgung erreicht worden. Seit dem  31.07.2014 wurde die Photovoltaikanlage in Betrieb genommen und alle Häuser mit neuen Nahwärmeversorgungsleitungen verbunden.

 

Im September dieses Jahres wird das neue Blockheizkraftwerk (BHKW) ans Netz gebracht, was schon längst passiert sein sollte, aber sich durch Probleme mit der Baugenehmigung des Erdtanks verzögert hat. Es werden ca. 5.000 Betriebsstunden für das BHKW pro Jahr geplant und es wird seitens des Hauses gehofft, mit dieser Technik wirtschaftlicher arbeiten zu können. Weiterhin bleibt der vorhandene Scheitholzkessel in Betrieb, falls über das BHKW nicht ausreichend Wärme erzeugt werden kann. Geplant ist, zukünftig thermisch 35°C über das BHKW zu gewinnen.

 

Herr Kronenberg bittet Herrn Dresbach  kurz die Unterschiede zu erläutern, die er zwischen den beiden Betrieben Drinhausen und Segenborn sieht. Herr Dresbach beschreibt daraufhin, dass der wesentliche Unterschied darin besteht, dass das Haus Segenborn einen ganz anderen Hintergrund zur Landwirtschaft hat als ein normaler Landwirt. Er schätzt die landwirtschaftliche Aktivität des Hauses sehr, da sie den Menschen mit Handicap hilft, wieder Zugang zum normalen Leben und der Arbeit zu finden.

 

Es folgt die Besichtigung des BHKW, welches sich im ehemaligen Heizöllagerraum des Hauses Segenborn befindet.

 

Das Haus Segenborn hofft mit dieser Investition, die ca. 400.000 € gekostet hat, sich hier im Ort zukunftsweisend aufzustellen. Im Fokus steht vor allem, die Umwelt zu schonen und auch parallel dazu den Geldbeutel, denn die Heizölkosten steigen von Jahr zu Jahr und demnach auch die Ausgaben.

 

Nach dem BHKW werden die Kuhställe und die Maschinenhalle besichtigt.

 

Fragen der Ausschussmitglieder werden von Herrn Schmidt beantwortet.

 

Herr Kronenberg dankt Herrn Schmidt für den informativen Vortrag und die Möglichkeit zur Besichtigung der Einrichtung.