Bürgerinformationssystem
Sachverhalt:
Die „Marktstadt Waldbröl“ hat mehr als 175 Jahre Tradition als Standort des (über-)regional bedeutsamen Vieh- und Krammarkts und trägt dieses Selbstverständnis in ihrem Namen. Räumlicher Kristallisationspunkt des Vieh- und Krammarkts ist der Marktplatz – neben dem Merkurquartier einer der zwei Entwicklungsschwerpunkte in der Innenstadt. Ein Bestandteil des von den Räten der Stadt Waldbröl und der Gemeinde Windeck beschlossenen „Interkommunalen, integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzepts Windeck / Waldbröl“ ist die Stärkung der Region Windeck / Waldbröl für Kultur, soziokulturelle Begegnung und Tourismus. Hierzu wurde ein „Städtebaulich orientiertes Tourismuskonzept für Windeck / Waldbröl“ vom Büro „Projekt 2508“, Bonn erstellt, in dem, neben dem Ausbau der touristischen Infrastruktur, Maßnahmen des Städtebaus und der Quartiersentwicklung besondere Berücksichtigung finden. Aus diesem Konzept wurden vertiefend die beiden Projekte „Erlebnisareal Burg- und Museumspark Windeck“ und „Markt und Mehr“ Waldbröl für die REGIONALE 2025 „Bergisches Rheinland“ abgeleitet, die im Dezember 2022 den B-Status der REGIONALE 2025 erhalten haben. In Waldbröl soll der Standort „Marktplatz“ als räumlicher Schwerpunkt in der Region für soziokulturelle Begegnung, Marktgeschehen und Kultur ausgebildet und hierzu eine multifunktional nutzbare Halle errichtet werden. Die alte Markthalle der Stadt wurde im April 2022 durch einen Brand zerstört. Die „Multifunktionale Halle“ bietet Raum für ein großes Spektrum an Veranstaltungen, wie Märkte und Messen, Musikveranstaltungen sowie Feiern und Feste und dient auch der zukunftsfähigen Aufstellung des Vieh- und Krammarkts (mehr als 175 Jahre Tradition). Die „Multifunktionale Halle“ soll der neue Begegnungsort im Herzen der Innenstadt von Waldbröl werden; darüber hinaus soll hier die Tourist-Info als Anlaufstelle präsentiert werden. Zur weiteren Qualifizierung des Projekts wurde eine Planungsstudie für die „Multifunktionale Halle“ in Form einer Mehrfachbeauftragung mit drei Architekturbüros durchgeführt. Im Ergebnis wurde der Beitrag des Architekturbüros „form A Architekten“, Köln ausgewählt und dieses, nach Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Waldbröl (siehe Beschlussvorlagen Nr. III/909/2023 und III/911/2023), mit der Erstellung der Entwurfsplanung für den Förderantrag zum Städtebauinvestitionsprogramm 2024 beauftragt. Der Beitrag zur Mehrfachbeauftragung von form A ist in der Anlage 1 beigefügt. Durch die Einbeziehung des von der Stadt Waldbröl erworbenen, westlichen Nachbargrundstücks (Gerberstraße 10) zur bestehenden Markthalle sowie eines Teils des daran nordwestlich angrenzenden, städtischen Grundstücks bot sich die Chance für einen deutlich verbesserten räumlichen Zuschnitt für das Projekt „Multifunktionale Halle“. Die „Multifunktionale Halle“ und die angestrebten Angebote konnten dadurch in der Planungsstudie räumlich optimiert und die öffentlichkeitswirksamen Nutzungen, wie der große multifunktionale Veranstaltungsraum und die Tourist-Info, intensiver mit dem Marktplatz verwoben werden.
Entwurfsplanung „Multifunktionale Halle“ Städtebaulich wurde das Prinzip und die maßliche Verhältnismäßigkeit des „Nebenplatzes an einem Hauptplatz“ – ein typisches Merkmal der historischen Siedlungsstruktur Waldbröls – auf die Neuplanung übertragen und ein Ensemble aus zwei Gebäudeteilen in Nord-Süd-Richtung mit einem dazwischenliegenden, zum Markplatz offenen, Patio entwickelt. Das östliche, höhere Gebäude beherbergt die Veranstaltungshalle. Im westlichen Gebäude befinden sich zum Marktplatz orientiert die Tourismus-Information sowie im hinteren Bereich ein Mehrzweckraum; dazwischen liegt ein „Infrastrukturkern“ mit Teeküche und einer barrierefreien Toilette, die BesucherInnen der Stadt während der Öffnungszeiten der Tourist-Information zur Verfügung steht. Beide Gebäude werden soweit südlich in den Hang hineingeschoben, dass es möglich wird, einen fließenden Übergang der Dachfläche zum Gelände herzustellen. Zwischen den beiden Gebäuden ist eine große Stufenanlage mit Sitzstufen geplant. Dahinter befindet sich ein Querbau in Ost-West-Richtung, in dem die Toilettenanlagen zur Nutzung bei Veranstaltungen, die Garderobe, der Catering-Bereich sowie die Lagerflächen für die Halle untergebracht sind. Das geplante Gebäudeensemble für die „Multifunktionale Halle“ ermöglicht eine sehr flexible Bespielung und multifunktionale Nutzung von Innen- und Außenräumen: Die Halle, als einfaches Bauwerk von ca. 30 m x 15 m geplant, ist für unterschiedliche Bespielungen geeignet. Durch Öffnen der Hangartore erfolgt eine Einbeziehung des Marktplatzes. Der Patio kann in Verbindung mit der Halle für Veranstaltungen mit Außenraumbezug genutzt werden. Mit der Freitreppe als Tribüne am südlichen Ende erweitert er das Spektrum möglicher Veranstaltungen. Insgesamt stellt die Konzeption für die „Multifunktionale Halle“ mit den angrenzenden öffentlichen Räumen ein neues Angebot mit einem hohen Maß an Flexibilität in der Nutzung für unterschiedliche Veranstaltungsformate in der Innenstadt von Waldbröl dar. Auch die Proportionen und das Material des Grundmoduls des geplanten Gebäudes sind aus der lokalen Bautradition hergeleitet: Die Gebäude werden vorwiegend aus dem lokal verfügbaren, nachwachsenden Rohstoff Holz errichtet und die sichtbare Konstruktion der Außenwände der Gebäude nimmt das in der Innenstadt von Waldbröl vorherrschende Maß der Gefache der historischen Fachwerkbauten mit einem Seitenverhältnis 1:4 auf. Die Gestaltung der Dachaufsicht des Entwurfs als fünfte Fassade wird u.a. durch Gründächer und Pflanzbeete auf unterschiedlichen Höhen bestimmt. Die Entwurfsplanung mit ausführlichem Erläuterungsbericht, Plänen und Kostenberechnung ist in der Anlage 2 beigefügt. Die fachliche Abstimmung im interfraktionellen Arbeitskreis ist in die vorliegende Entwurfsplanung eingeflossen.
Nutzungskonzept der „Multifunktionalen Halle“ Das Nutzungskonzept für die „Multifunktionalen Halle“ ist gemeinschaftsbezogen. Hier kommt die Stadtgesellschaft zusammen, um an (kulturellen) Veranstaltungen teilzunehmen, sich auszutauschen und Feste zu feiern. Das Spektrum an Veranstaltungen umfasst: Musik- und Tanzveranstaltungen Empfänge und Feiern Veranstaltungen für Kinder, z.B. Kinderkarneval und -theater „Waldbröl singt“ sowie ein Volksliedfestival „Zuccalmaglio“ Kulturveranstaltungen für unterschiedliche Altersgruppen (z.B. Nacht der Jugendkultur, Programmkino) Public Viewing, z.B. Sportereignisse & Übertragungen von Events Sportveranstaltungen Lesungen und Kabarett, z.B. Waldbröl lacht Stadtfest und weitere Feste, z.B. Feuerwehr, Karneval größere Vorträge und Informationsveranstaltungen kleinere Messen, beispielsweise Berufsfindungsmesse schulische Verabschiedungsfeiern (10er Abschluss- & Abiturfeierlichkeiten) (politische) Podiumsdiskussionen. Zur Stärkung des Marktstandorts Waldbröl ist in Ergänzung zum Vieh- und Krammarkt (alle 14 Tage) vorgesehen auf dem Marktplatz, im Patio und in der Halle größere, die Jahreszeiten thematisch aufnehmende Märkte (z.B. Herbstmarkt) durchzuführen. Kleinere „Märkte zu unterschiedlichen Themen sowie ein Wochenmarkt sind im Patio und, wetterunabhängig, in der Halle möglich. Sie sollen durch Angebote zur regionalen Ess- und Trinkkultur ergänzt werden. Als „Markt der Zukunft“ sind Messen für die „Multifunktionale Halle“ darüber hinaus von besonderer Bedeutung. Für die „Multifunktionale Halle“ bestehen im Zusammenhang mit den öffentlichen Räumen - Marktplatz und Patio sowie oberer, multifunktionalen Platz - herausragende Voraussetzungen für innovative Veranstaltungsformate. Der Mehrzweckraum – erreichbar vom Marktplatz über den Patio – ist für öffentlichkeitswirksame Angebote von Vereinen, Ausstellungen, Mitmachaktivitäten für Kinder, Beratungsangebote, Selbsthilfe- und Projektgruppen sowie kleinere Workshops besonders geeignet. Zum Marktplatz hin orientiert bietet die Tourist-Information zukünftig eine öffentlichkeitswirksame Anlaufstelle mit Informationen zur Stadt (auch: Zuccalmaglio) und zum Vieh- und Krammarkt. Darüber hinaus zieht die „Wir für Waldbröl GmbH“ als Betreiber der „Multifunktionalen Halle“ in die neuen Räumlichkeiten um. Vor Ort präsent ist an Markttagen auch der Leiter des „Vieh- und Krammarkts“. Um Einnahmen zu erzielen, die die „Gesamtwirtschaftlichkeit“ des Projekts verbessern, soll die Nutzung der Halle für kommerzielle Veranstaltungen und private Feiern ebenfalls möglich sein, jedoch stets im untergeordneten Maße in Bezug auf das gemeinschaftsbezogene Gesamtkonzept der Nutzungen. Bis zur Stellung des Fortsetzungsantrags zum Städtebauinvestitionsprogramm 2025 sollen die weiteren Planungen bis einschließlich Leistungsphase 6 HOAI und eine weitere Konkretisierung des Projekts erfolgen. Diese beinhaltet insbesondere die Erstellung des detaillierten Nutzungs-, Kosten-, Finanzierungs- und Trägerkonzepts für die „Multifunktionale Halle“.
Nachhaltigkeit Das Vorhaben soll einen innovativen und modellhaften Charakter für die Stadt Waldbröl, die Region, die Städtebauförderung und die Regionale 2025 haben. Angestrebt wird ein nachhaltiges Projekt für die Zukunft, vor allem durch ressourcensparendes Bauen (wiederverwertbare Baumaterialien, regionale Baustoffe, nachwachsende Rohstoffe – insbesondere Holz) und den Einsatz erneuerbarer Energien in einem wegweisenden, energisch optimierten Konzept zum Klimaschutz (siehe Erläuterungsbericht form A Architekten, S. 10-12). Aus diesem Grunde wurden die Mehrfachbeauftragung, die auch eine gemeinsame Werkstatt beinhaltete, und die Erstellung der Entwurfsplanung durch Herrn Dosch, ResScore GmbH fachlich begleitet und der Ressourcenverbrauch für den Entwurf berechnet. Aus Sicht der Klima- und Ressourcenschonung verspricht die Planung ein vorbildliches Gebäude, die detaillierten Ausführungen sind in der Anlage 3 - Kurzbericht Berechnung Resource-Score für eine Markthalle in Waldbröl aufgeführt. Die Optimierungsvorschläge zur Verwendung von Rezyclat im Zuschlag für Betonbauteile sowie von geeignetem Recyclingmaterial für Kies- oder Splitschüttungen sind in der aktuellen Kostenberechnung zum Entwurf bereits berücksichtigt. Zu beachten ist, dass die Umsetzung abhängig von der Verfügbarkeit der Recyclingmaterialien erfolgen soll.
Außenanlagen Der Freiraum zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche Folge von Plätzen aus. Von dem „Patio“ erreicht man über die Treppenanlage an der Südseite zunächst einen oberen offenen, multifunktional nutzbaren Platz und dann einen wassergebundenen „Schattenplatz“ mit einem „Platanendach“. Dies stellt für Fußgänger eine äußerst attraktive neue Verknüpfung vom Marktplatz mit dem Friedrich-Engelbert-Weg und ein gelungenes Stück „Stadtreparatur“ dar. Westlich der „Multifunktionalen Halle“ entsteht mit dem „Secret Garden“ ein weiterer, attraktiv gestalteter Aufenthaltsbereich, der durch seine natürliche Gestaltung und die Verwendung von Rasenfugensteinen und einzelne Trockenmauern nur eine geringe Versiegelung aufweist. Die Außenanlagen berücksichtigen in besonderer Weise den Klimaschutz sowie die Anpassung an den Klimawandel und sind ökologisch hochwertig und ganzheitlich konzipiert. Die Vorplanung zu den Außenanlagen mit ausführlichen Erläuterungen ist in der Anlage 4 beigefügt.
Weitere Schritte Bis zur Stellung des Fortsetzungsantrags zum Städtebauinvestitionsprogramm 2025 sollen die weiteren Planungen bis einschließlich Leistungsphase 6 HOAI und eine weitere Konkretisierung des Projekts bis zum Fortsetzungsantrag erfolgen. Diese beinhaltet auch die Erstellung des detaillierten Nutzungs-, Kosten-, Finanzierungs- und Trägerkonzepts für die „Multifunktionale Halle“. Zur Schaffung des Planungsrechts soll der Satzungsbeschluss zur Änderung des Bebauungsplans bis Ende 2024 gefasst werden. Vorlaufend werden die erforderlichen Fachgutachten und Untersuchungen durchgeführt, insbesondere das Schallgutachten zur Prüfung der Verträglichkeit des Vorhabens mit der umliegenden Bebauung. Nach der Erteilung des Bewilligungsbescheids für den Fortsetzungsantrag zur Maßnahme „Multifunktionale Halle“, voraussichtlich im Frühjahr 2025, der Erteilung einer bestandskräftigen Baugenehmigung und Abschluss aller erforderlichen Fachingenieurleistungen, die bis Baubeginn erbracht werden müssen, sowie der vollständigen Räumung des Baugeländes, ist mit einer Bauzeit von einem Jahr (siehe Erläuterungsbericht zum Entwurf, S. 21) zu rechnen, so dass eine Fertigstellung der „Multifunktionalen Halle“ voraussichtlich bis Mitte 2026 erfolgen kann.
Kosten und Finanzierung
Grunderwerb Gerberstraße 10, gem. Verkehrswertgutachten, inkl. Nebenkosten. 460.000 € Abbruch, Herrichtung Gerberstraße 10, brutto, rund 200.000 € „Multifunktionale Halle“ Baukosten (KG 300 und 400), netto 2.686.659 € Baunebenkosten 25 % 671.665 € Zwischensumme 3.358.324 € Mehrwertsteuer 638.082 € Summe, brutto, zuwendungsfähige Kosten Städtebauförderung 3.996.406 €
Außenanlagen zur Multifunktionalen Halle Baukosten (KG 500), netto 460.410 € Baunebenkosten 20 % 92.082 € Zwischensumme 552.492 € Mehrwertsteuer 104.973 € Summe, brutto, zuwendungsfähige Kosten Städtebauförderung 657.465 € Erstausstattung der „Multifunktionalen Halle“, brutto, rund 300.000 € Vorbereitende Planungsleistungen, Management, etc., brutto, rund 250.000 €
Gesamtkosten, brutto, zuwendungsfähig, rund 5.864.000 € Zuwendung (angestrebt), 60 % 3.518.400 € Eigenmittel Stadt Waldbröl, 40 % 2.345.600 €
Weitere Kosten Stadt Waldbröl Grunderwerbskosten, die den Gutachterwert übersteigen 64.800 € Abbruch Markthalle, Herrichtung Grundstück (Versicherungsschaden), rd. 300.000 € Veranstaltungstechnik „Multifunktionale Halle“ 200.000 € Gesamtkosten nicht zuwendungsfähig, brutto, rund 565.000 € Gesamtkosten Stadt, brutto, rund 2.911.000 €
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung der Marktstadt Waldbröl empfiehlt dem Rat folgende Beschlüsse zu fassen:
Im Auftrag
Jan Kiefer Anlagen:
Anlage 1: Beitrag zur Mehrfachbeauftragung von form A (in Allris online verfügbar)
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